I. Einführung

Bayern mit seiner Nähe zu den Alpen muss die Wasserkraft stärker nutzen. Ständig verfügbar und speicherbar ist diese erneuerbare Energiequelle ein Multitalent. 

Bayern ist durch seine topografische Lage  prädestiniert dafür, Energie aus Wasser zu erzeugen. Zuletzt wurden jährlich rund 12,5 Mrd. kWh aus Wasserkraft gewonnen und damit rund 4 Millionen Haushalte versorgt. Der Anteil der Wasserkraft an der Bruttostromerzeugung  beträgt damit ca. 14 %. Seit 2012 ist die Wasserkraft in Bayern kaum mehr ausgebaut worden. Grund dafür sind zum einen die niedrigen Strompreise an der Börse, die den Aus- und Neubau von Wasserkraft in Bayern unwirtschaftlich machen. Zum anderen reichen die aktuellen Vergütungssätze im EEG nicht aus, um die Forderungen der ökologischen Durchgängigkeit (z. B. Fischtreppen) umzusetzen. Zudem sollen die EEG-Sätze weiter sinken. Im Energie-Konzept der Bayerischen Staatsregierung von 2011 werden zusätzliche 15 Prozent (2 Mrd. kWh/a Mehrerzeugung) Strom aus Wasserkraft bis 2021 gefordert. Im Herbst 2014 wurde das Ausbaupotenzial jedoch halbiert (1 Mrd. kWh/a Mehrerzeugung).  Bayern mit seiner Nähe zu den Alpen muss das Potenzial der Wasserkraft stärker nutzen. Ständig verfügbar, speicherbar und klimaverträglich ist die Wasserkraft ein wahres Multitalent. Besonders schonend für Flora und Fauna sind moderne Schachtkraftwerke. Und auch die Verbindung von Wind- und Wasserkraft ist möglich: Der Naturstromspeicher Gaildorf macht den Test – eine Weltneuheit.

http://www.energieatlas.bayern.de/thema_wasser/daten.html

II. Position

Position der Bayerischen Bauindustrie

Wasserkraft ist in Bayern in hohem Maße vorhanden. Sie ist grundlastfähig und umweltfreundlich. Sie muss deshalb zur Stromerzeugung herangezogen werden. Eine Anpassung der EEG-Vergütung an die Anforderungen des Naturschutzes ist zwingend erforderlich, sowohl für Modernisierung bzw. Erweiterungen wie für den Neubau. Auch Neubau von Wasserkraftanlagen an neuen Querbauwerken unter Berücksichtigung der ökologischen Anforderungen muss möglich sein.

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III. Innovative Wasserkraft

Naturstromspeicher Gaildorf

Das Wasser des Pumpspeicherkraftwerkes im Tal wird unterirdisch in das Bauwerk der Windkraftanlagen gepumpt und wieder entnommen. Die gespeicherte Energie in den Türmen und den Passivbecken der Windkraftanlagen kann eine verlässliche, planbare und an den Verbrauch im Stromnetz angepasste Stromlieferung sichern. Darüber hinaus wird die Anlage eine Beitrag zur benötigten Versorgungssicherheit leisten. Die Druckrohre werden unterirdisch und überwiegend in vorhandenen Wegen verlegt.  Die geplante Betriebsdauer der Anlage beträgt mindestens 60 Jahre und kann somit von mehreren Generationen genutzt werden.
Mehr erfahren Sie unter: http://www.naturstromspeicher.de/.

Den Vortrag des Hauptgeschäftsführers Thomas Schmid zum Naturstromspeicher in Gaildorf vom Wasserkraftforum am 23.4.2015 in Landshut finden Sie hier.  

Schachtkraftwerke, TU München

Die Schachtkraftwerke sind ein innovatives Konzept für eine kosteneffiziente und naturverträgliche Nutzung der Laufwasserkraft, das an der Technischen Universität München (TUM)  entwickelt wurde. Es eignet sich sowohl für den Kleinwasserkraftbereich als auch für Anlagen im größeren Leistungsbereich eignet und zudem die Nachrüstung von bestehenden Querbauwerken erlaubt. Eine Einheit aus Turbine und Generator wird in einem Schacht mit einer horizontalen Einlaufebene installiert, der vor dem Wehrkörper in die Oberwassersohle integriert ist. Der Kraftwerkszufluss wird durch den horizontal angeordneten Rechen mit abflussabhängiger Überdeckungshöhe der Turbine zugeführt. Vor allem aber schützen Schachtkraftwerke die Fischpopulationen, wie in verschieden Versuchen nachgewiesen wurde. Nachfolgende Filme zeigen wie „stressfrei“ Fische über dem Einlaufrechen schweben bzw. wie sie ihrem Weg flussabwärts über eine Abstiegsklappe finden.

Animation des Schachtkraftwerks

Verhalten von Fischen am Schachtkraftwerk

Durch die einfach Bauweise kann ein Schachtkraftwerke vergleichsweise wirtschaftlich umgesetzt werden. Durch die Anordnung des Schachtkraftwerks unter Wasser, ist dieses nicht sichtbar und geräuschemissionsarm. Mehr erfahren Sie unter: https://www.wb.bgu.tum.de/schachtkraftwerk/.  

Den Vortrag des Hauptgeschäftsführers Thomas Schmid zum Schachtkraftwerk vom Wasserkraftforum am 23.4.2015 in Landshut finden Sie hier

Schachtkraftwerk
Der Fischabstieg erfolgt über spezielle Öffnungen im Verschluss direkt in das Unterwasserpolster. Der Aufstieg kann konventionell über Fischtreppen gelöst werden. Fischverhaltensuntersuchungen an einem Großversuchsstand konnten die Funktionalität von Fischschutz und Fischabstieg überzeugend bestätigen.

Main-Donau-Kanal

Main-Donau-Kanal
Bestehende Wasserstraßen wie den Main-Donau-Kanal als Pumpspeicher nutzen:
In stromarmen Zeiten wird der überflüssige Strom verwendet, um den Wasserpegel zwischen zwei Schleusen um 20 bis 50cm zu erhöhen. In jede Schleuse müssten Turbinen und Generatoren eingebaut werden. In stromintensiven Zeiten kann man dieses Speichervolumen dann zur Stromerzeugung nutzen. Insgesamt 181 MWh Speicherkapazität.

Trinkwasser als Energiespeicher

Trinkwasser als Energiespeicher: Lokale Trinkwasserspeicher auf Anhöhen können durch zusätzliche Turbinen in vorhandenen Fallrohren Strom erzeugen.

IV. Zahlen und Fakten

Bayern ist ein traditionelles Wasserkraftland. Bereits 1890 wurde in Bad Reichenhall als erstes bayerisches Elektrizitätswerk ein Wasserkraftwerk in Betrieb genommen. In den letzten 10 Jahren wurden in Bayern jährlich rund 12,5 Mrd. kWh aus Wasserkraft gewonnen und damit rund 3 Millionen Haushalte versorgt. Das entspricht einem Anteil von 14 % an der Bruttostromerzeugung. Somit ist das Wasser immer noch der bedeutendste erneuerbare Energieträger Bayerns. Bis auf abflussbedingte Schwankungen ist das Stromdargebot aus Wasserkraft relativ konstant, Wasserkraft stellt damit im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energien einen hohen Anteil gesicherter Leistung zur Verfügung.

Wasserkraft im Vergleich

Im Jahr 2013 betrug der Anteil von Strom aus Wasserkraft 14,5 % an der Bruttostromversorgung in Bayern, das waren 13,1 Mrd. kWh (ohne Pumpspeicherwasser). Damit wurden mehr als 40 % des Anteils der erneuerbaren Energien aus Wasserkraft gewonnen.

ZAHLEN 2013

Beitrag der Wasserkraft zur 
Energieversorgung in Bayern*
Strom aus
Wasserkraft
(absolut)
Anteil an allen 
erneuerbaren
Energieträgern
Anteil an allen
Energieträgern
Primärenergieverbrauch
(Prognose)
47.315 TJ14,1 %2,3%
Bruttostromerzeugung13,1 Mrd. 
kwh
41,5 %14,5 %

* ohne Pumpspeicherwasser

Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2014, Leipziger Institut für Energie GmbH 2014, Berechnungen des Bayerischen Landesamtes für Umwelt

ÜBERSICHTSTABELLE – WASSERKRAFTWERKE IN BAYERN 2014

Die folgende Tabelle bietet einen Überblick über die Größenverteilung der Wasserkraftwerke und ihren jeweiligen Beitrag zur Stromversorgung.

Wasserkraftwerke in Bayern*
bis 100
kW
100 kW bis 
unter 1 MW
1 bis unter
10 MW
ab 10
MW
Gesamt
Anzahl der Anlagen3.441485164614.167
Ausbauleistung [MW]841365981.5452.363
Erzeugte Strommenge [Mio.
kWh]** pro Jahr
4297283.1928.09412.442
Versorgung von ... Haushalten
***
120.000200.000890.0002.250.0003,5 Mio.
Erzeugte Strommenge je
Einwohner [kWh]** pro Jahr
34582556461062

* ohne Pumpspeicherkraftwerke
** Stromwerte errechnet
*** durchschnittlicher Jahresstromverbrauch eines 4-Personen-Haushalts von 3.600 kWh
Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt (Stand: 2014)

V. Präsident Josef Geiger zur Wasserkraft

Josef Geiger: „Die Wasserkraft ist grundlastfähig und eine bayernweit verfügbare Energiequelle.“ Nur mit dem massiven Ausbau der Wasserkraft erscheint es überhaupt realistisch, dass Bayern auch künftig seinen Energieverbrauch aus bayerischen Energiequellen decken kann, so Geiger: „Es ist daher im bayerischen Interesse, die Wasserkraft vollumfänglich zu nutzen. Konkret bedeutet das, bestehende Anlagen zu modernisieren und kapazitätstechnisch zu erweitern sowie neue Anlagen zu bauen und neueste Technologien zur Stromerzeugung einzusetzen.“

Geiger erinnerte an die Bedeutung des bayerischen Bauingenieurs Oskar von Miller, der als Wasserkraftpionier die Grundlage für die Elektrifizierung des Freistaats gelegt habe. Die Tradition dieses Erfindergeistes gelte es fortzusetzen – nicht zuletzt im Sinne der ökologischen Belange. „Hier können bayerische Bauingenieure moderne Lösungen z.B. Bypässe für die Fischaufstiege anbieten. Gleichzeitig lässt sich der Ausbau der Wasserkraft mit Maßnahmen des Hochwasserschutzes verknüpfen. Solche Synergieeffekte darf man nicht verschenken“, unterstrich Geiger.

Zudem plädierte Geiger dafür, den anstehenden Umbau des EEG für ein zukunftsfähiges Strommarktdesign zu nutzen, das auch die Stromerzeugung aus Wasserkraft für den Anlagenbetreiber rentabel macht. „Das derzeitige Eckpunktepapier des Bundes-wirtschaftsministers leistet das noch nicht“, so Geiger abschließend.


3. BAYERISCHE WASSERKRAFTFORUM

Mit über 200 Teilnehmern hat das 3. Bayerische Wasserkraftforum der Bayerischen GemeindeZeitung am 23. April 2015 in den Stadtsälen Berlochner in Landshut stattgefunden.

Anbei können Sie sich die Dokumentation der Veranstaltung herunterladen sowie den TV-Beitrag von TVBayernLive zur Veranstaltung mit einem Interview mit Herrn Thomas Schmid, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. ansehen.

Dokumentation Bayerisches Wasserkraftforum

TV-Beitrag