Weichenstellung in Richtung Europa

Weichenstellung in Richtung Europa
„Ein grenzenloses Europa braucht grenzüberschreitende Schienenverbindungen“, betont der Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Bauindustrieverbandes, Gerhard Hess. Damit unterstreicht er den positiven Ton für ein länderübergreifendes Schienennetz, der auf der 150-Jahr-Feierlichkeit anlässlich der Aufnahme des Zugverkehrs zwischen Bayern und Böhmen angeschlagen wurde.

Während Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer die Verbindung zwischen beiden Ländern als Lebensader bezeichnete, appellierte Bahnchef Dr. Rüdiger Grube an den europäischen Gedanken. „In einem Europa ohne Grenzen muss auch die Eisenbahn europäisch betrachtet werden“, sagte er. Ein Geburtstagsgeschenk hatte Bayerns Verkehrsminister Martin Zeil im Gepäck: Noch in diesem Frühjahr solle ein Memorandum zum Ausbau des Schienenverkehrs zwischen beiden Bayern und Tschechien unterzeichnet werden. Wie allerdings die Zukunft der Strecke München-Prag über Furth i. Wald aussehe, darüber könne er im Moment keine Aussagen machen.

„Zeit einkaufen“ durch ÖPP

„Das Thema Schiene gewinnt an Fahrt“, zieht Gerhard Hess Resümee. „Auf der Schiene müssen die Weichen in Richtung Europa gestellt werden – Bayern als geografischem Mittelpunkt kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.“ Dabei spricht sich Hess für ein neues Denken aus: für Planen und Bauen seien auch private Initiativen bzw. private Gelder in Betracht zu ziehen: Durch öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP) ließe sich wichtige „Zeit einkaufen“. „Ansonsten müssen wir wohl noch eine Generation überdauern, bis sich auf der Schiene entscheidend etwas tut.“

Schon vor 150 Jahren haben Eisenbahnplaner erkannt, dass die Nachbarn in Bayern und Böhmen leistungsfähige Verkehrswege brauchen: 1861 verbanden die Bayerische Ostbahn und die Böhmische Westbahn ihre Streckennetze in Furth i. Wald und schufen so die erste durchgehende Zugverbindung von Prag nach Nürnberg, Regensburg und München. Ein paar Jahre später folgten dann die Verbindungen über die Grenzen bei Schirnding und Bayerisch-Eisenstein.