Neues Erdkabel könnte für Entspannung sorgen

Neues Erdkabel könnte für Entspannung sorgen
Die Energiewende kommt ohne Leitungsbau nicht aus. (Foto: Josef Pfaffinger Bauunternehmung GmbH)

Debatte um Stromtrassen

Am 1. Juli stimmte Bayern dem Bau der Stromtrassen Südlink und Südostlink zu. Früher oder später werden die Leitungen kommen. Die spannende Frage ist nur: wie? Neue Strommasten lehnen die Bürger entschieden ab, unterirdische Leitungen galten bislang als zu teuer. Nun könnte eine neue Erdkabeltechnologie den Widerstand entschärfen.

Bayern stimmt Südlink und Südostlink zu

Bayern stimmte am 1. Juli dem Bau der Südlink- und der Südostlink-Trasse zu. Endpunkt der Südostlink-Leitung von Sachsen-Anhalt nach Bayern soll der Netzknoten „Isar“ bei Landshut sein. Gebaut wird auf einer bestehenden Trasse. Beim Südlink wird eine Abzweigung ins unterfränkische Grafenrheinfeld und weiter nach Großgartach in Baden-Württemberg geplant. Vor allem Erdleitungen sollen künftig verlegt werden. Sie stoßen auf weniger Widerstand in der Bevölkerung, kosteten allerdings bislang zwei- bis achtmal so viel wie Freileitungen. Eine neue Technologie verspricht nun eine deutliche Kostenersparnis bei der Herstellung und Verlegung sowie weniger Eingriffe in die Natur.

Neues Erdkabel: leichter, billiger, umweltschonender

Entwickelt von der Mannheimer Firma ABB kann das neue Erdkabel Gleichstrom bis zu 525 Kilovolt und Leistungen bis zu 2.600 Megawatt übertragen. In kleinerem Maßstab bis 320 Kilovolt hat sich das Kabel bereits bei vielen Projekten bewährt. Höhere Spannungen (525 kV) werden seit über einem Jahr in industrieüblichen Prüfungen getestet.

Hinter der Innovation steckt vor allem eine neue Hülle aus Kunststoff: Polyethylen ersetzt die alten Isolierungen und reduziert das Gewicht des Kabeltyps drastisch. Passten bislang 500 Meter Kabel auf eine Kabelrolle, sind nun 1.200 Meter möglich. Das reduziert die Transportkosten, aber auch die Anzahl der Muffen, die die einzelnen Kabelstücke verbinden. So gibt es weniger Montageaufwand vor Ort und damit weniger Eingriffe in die Natur. Das neue Kabel ist aber nicht nur leichter, auch die Trassenbreite und die Anzahl der Kabel kann auf die Hälfte des bisherigen Bedarfs reduziert werden. Dadurch sinken die Tiefbau- und Logistikkosten.

Windstrom verpufft

Für den Erfolg der Energiewende werden neue Leitungen, die Strom etwa aus dem Offshore-Bereich an der Nordsee in den energiehungrigen Süden des Landes transportieren, dringend benötigt. Im Moment verpufft der Windstrom, weil das Netz nicht genügend Megawattstunden aufnehmen kann. Bewährt sich die neue Kabeltechnologie, die noch von der Bundesnetzagentur an drei Teilstücken im deutschen Stromnetz geprüft wird, gibt es einen klaren Hoffnungsträger in der Debatte um Stromtrassen. Erdkabel stoßen bei den Bürgern auf mehr Akzeptanz und Verständnis. Auch für die Südlink-Leitung fordert Netzbetreiber Tennet deshalb zumindest in Teilen die Erdverkabelung.

Ob der neue Kabeltyp beim geplanten Netzausbau zum Einsatz kommen wird, ist offen. Das Zeug zum technischen Vorsprung hätte das innovative Kabel allemal.