Glückwunsch an die Geprüften Poliere in Nürnberg-Wetzendorf

„Die sind gut!“

Glückwunsch an die Geprüften Poliere in Nürnberg-Wetzendorf
Weiterbildung bringt‘s: Zentrumsleiter Herbert Dechant gratulierte den neuen „Geprüften Polieren“ bei einer Feierstunde in Nürnberg-Wetzendorf. Er sagt: „Ein Polier ist der Steuermann auf der Baustelle.“
Die neuen Kurse haben es in sich. 20 Seiten muss man schreiben, um als Geprüfter Polier nach Hause zu gehen. Ein ganz schöner Brocken. Doch ein Polier nimmt jede Hürde sportlich. Alle 11 Teilnehmer absolvierten den Lehrgang mit Erfolg. Viele der ausgearbeiteten Themen werden nun in die Praxis überführt.

Beruf des Poliers im Wandel

Die neue Aufstiegsfortbildung für „Geprüfte Poliere“ bietet eine komplette Ausbildung und Vorbereitung für das zukünftige Aufgabenfeld eines Poliers, das sich enorm gewandelt hat. Anders als früher soll ein Polier nicht nur die Bauausführung überwachen, sondern führen. Er soll vorausschauend denken und planen, Probleme erkennen und mit dem Bauleiter frühzeitig Lösungen finden. Lehren aus früheren Baustellen sind für ihn Wissensgrundlage für neue Projekte. Hier gilt das Motto: Immer agieren, niemals reagieren. Damit bewegt sich der moderne Polier auch im Bereich des Qualitätsmanagements.

Darüber hinaus genießt ein Polier heute eine weitaus größere Verantwortung als früher bei der Führung von Mitarbeitern. Von der reinen Kontrolle hat sich das Tätigkeitsfeld mehr zu Organisation und Bauführung fortentwickelt. Dafür ist die Kompetenz beim Personalmanagement unabdingbar. Und genau darin liegt einer der Schwerpunkte des neuen Kurses im BauindustrieZentrum (BiZ) Nürnberg-Wetzendorf. Wie motiviere ich? Wie gehe ich mit Lehrlingen oder ausländischen Mitarbeitern um? Diese und andere Fragen werden ausführlich und methodisch behandelt. 

Von der Baustelle an den Schreibtisch

Die größte Neuheit beim Lehrgang „Geprüfte Poliere“ aber ist die Projektarbeit. „Da müssen sich die Herren plötzlich hinsetzen und 20 Seiten schreiben – eine echte Herausforderung“, sagt Viola Heim von der IHK-Nürnberg anerkennend. Umso erfreulicher sei es, wie gut die Arbeiten gelungen sind. Herbert Dechant, Zentrumsleiter in Nürnberg-Wetzendorf, habe die Teilnehmer umfassend darin gebrieft, was wichtig und zu beachten sei. Das Thema konnte jeder frei wählen.

  • Walter Lindner (Polier bei Fa. Brochier): „Poliere sind Meister im Improvisieren.“
  • Martin Prifling (Polier bei Fa. Max Bögl):„Ein Polier hält den Bau am Laufen.“
  • Otto Seidl (Polier bei Fa. HEILIT+WOERNER): „Ein Polier muss alles regeln.“

„Wir sind die ersten, die ein solches Werk abgeben“, sagt Martin Prifling von der Baufirma Max Bögl stolz. In seiner Projektarbeit ging es darum, wie auf einem bestimmten Bauabschnitt Zeit und Kosten eingespart werden können. Die Erkenntnisse sollen auf der noch laufenden Baustelle direkt umgesetzt werden. Auch die Befunde von Otto Seidl zur GPS-Technik am Bagger werden in die Praxis von HEILIT+WOERNER überführt. Von der Weiterqualifizierung ihrer Mitarbeiter profitieren Bauunternehmen damit unmittelbar. 

Improvisationskünstler, Manager oder Mädchen für alles

Doch was macht einen Polier eigentlich aus? „Man muss ständig improvisieren und fällt gefühlt 1.000 kleine Entscheidungen am Tag“, sagt Walter Lindner von Brochier. Nichts laufe standardisiert oder wie am Fließband ab. Da brauche man ein hohes Maß an Flexibilität. Und natürlich muss ein Polier die Leute koordinieren, motivieren und zusammenhalten. „Nur mit Druck geht das nicht“, erklärt Martin Prifling, „es ist ein Geben und Nehmen. Da bringt auch mal ein Fest auf der Baustelle den nötigen Schwung ins Projekt.“ Kooperatives Denken zeichne einen guten Polier heute aus, bestätigt auch Otto Seidl. Außerdem benötige man „das richtige Händchen“, um alles, was tagtäglich anfalle, zu regeln. Nicht umsonst waren die Themen Baubetrieb und Personalführung auch Kernbestandteil des Lehrgangs.

Die nächste Baustelle wartet

Den erfolgreichen Abschluss feierten die frisch geprüften Poliere im BiZ Nürnberg-Wetzendorf Anfang April 2014. Einen großen Dank gab es für Zentrumsleiter Dechant, dessen Obhut und Betreuung die Prüfungen fast schon zu einem Klacks machte. Viola Heim und Erwin Däubler, Vorsitzender des Prüfungsausschusses der IHK-Nürnberg, überreichten den strahlenden Absolventen die ersehnten Urkunden.

Gestärkt mit neuem Wissen und vielleicht auch einem anderen Blick für den Bau ging es für die Poliere kurz darauf wieder an die Arbeit – die bayerischen Baustellen warten. „Jetzt geht es erstmal zur A9“, blickt Otto Seidl nach vorne, „Sanierungsarbeiten an der Fahrbahndecke.“ Für Seidl der perfekte Lackmustest. Wo lassen sich die frisch erworbenen Kenntnisse besser in die Tat umsetzen als auf der meist befahrenen Autobahn Europas?

Investition in den Menschen = Investition in die Firma

Die Fortbildung zum „Geprüften Polier“ dauert insgesamt 15 Monate. Nach einem 9-wöchigen Vollzeitblock findet eine Prüfung in Bautechnik und Personalmanagement statt. Danach haben die Teilnehmer ausreichend Zeit für die Themensuche ihrer Projektarbeit (Umfang: 20 Seiten). Die gewählten Themen werden bei einem dreitägigen Kurs vorgestellt und die Ziele der Arbeit individuell vereinbart. Den Abschluss markiert ein Fachgespräch, bei dem die Teilnehmer des Lehrgangs ihre Erkenntnisse präsentieren. 
Für Bauunternehmen bietet die Aufstiegsfortbildung eine besondere Gelegenheit zur Qualifizierung der Mitarbeiter. Der Lehrgang ist genau auf die Bedürfnisse der Firmen zugeschnitten. Nach Abschluss verfügt der Polier über zusätzliche Kompetenz, praktische Fachkenntnis und trägt so zur Fachkräftesicherung bei.