Bau von Kostensteigerungen belastet - kein Inflationsgewinner

Bau von Kostensteigerungen belastet - kein Inflationsgewinner

Die stark gestiegenen Baukosten und die verschärften Finanzierungsbedingungen belasten insbesondere den Wohnungsbau.

„Die Kosten für Baumaterialien steigen seit Monaten rasant an. Die höheren Baukosten können die Bauunternehmen aber meistens nicht vollständig weitergeben. Sie sind daher Inflationsgeschädigte.“ Mit diesen Worten kommentiert Thomas Schmid, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Bauindustrieverbandes, die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Novemberzahlen zu den Erzeugerpreisen für Baumaterialien. Seit Januar 2021 ist beispielsweise der Erzeugerpreis für Bitumen aus Erdöl um knapp 53% gestiegen, der Dieselpreis war 27% höher als im Vorjahr, der Preis für Betonstahl knapp 49%.

Große Herausforderungen für Bauunternehmen

„Die Bauunternehmen stellen diese massiven Kostensteigerungen vor große Herausforderungen: Diese in bereits laufenden Projekten oder abgeschlossenen Verträgen weiterzugeben, ist oft nicht möglich. Dann müssen sie diese Verteuerung selbst schultern. Weil die Baukosten zudem volatiler und damit unvorhersehbarer geworden sind, ist auch die die Einpreisung in neue Angebote schwierig und aufwändig geworden.“ erläutert Schmid. „Gewundert habe ich mich daher schon, als jüngst in der Presse zu lesen war, das Baugewerbe sei ein Inflationsgewinner“.

Quelle dafür war der Artikel von Joachim Ragnitz: Gewinninflation und Inflationsgewinner, in ifo-Dresden berichtet 5/2022, S. 24 – 28. Zu dieser Aussage kommt Ragnitz auf Basis der VGR-Daten zur Bruttowertschöpfung. Auf der gesamtwirtschaftlichen Ebene findet Ragnitz seit dem 2. Qu. 2021 zwar eine überproportionale Erhöhung der Wertschöpfung. Diese Gewinnsteigerung bezeichnet er aber als „maßvoll“. Deutlich stärker ist dieser Effekt aber in der Land- und Forstwirtschaft einschließlich der Fischerei, dem Baugewerbe und im Handel. Diese drei nennt Ragnitz daher „Inflationsgewinner“.

Aufträge im Öffentlichen Bau an Billigstbieter

Schmid dazu: „Das Baugewerbe, auf das sich Ragnitz bezieht, setzt sich zu einem Drittel aus dem Ausbaugewerbe zusammen und zu zwei Dritteln aus dem Bauhauptgewerbe. Für das Bauhauptgewerbe, zu dem die Bauindustrie gehört, kann ich die Verunglimpfung als „Inflationsgewinner“ nicht nachvollziehen.“ Schmid vermutet, dass in der Analyse nicht ausreichend berücksichtigt wurde, wie lange und wie schwierig die Kostenüberwälzung in der Realität ist. Schmid: „Weil man über die komplexen Lag-Strukturen zu wenig weiß, kann sich sehr leicht der Fehlschluß aufdrängen, die Gewinne seien stärker gestiegen als die Kosten.“ Außerdem, so Schmid, muss man berücksichtigen, dass im Öffentlichen Bau die meisten Bauverträge an den Billigstbieter zu unauskömmlichen Bedingungen vergeben werden: „Das stellt sich erst im Nachhinein heraus. Dann sind für diese Kostensteigerungen Nachträge nötig. Ein Inflationsgewinn ist das aber nicht,“ so Schmid abschließend.